Saarwirtschaft: Konjunkturampel auf Gelb gesprungen

Unter dem Eindruck steigender Geschäftsrisiken hat sich die Stimmung in der Saarwirtschaft im November nochmals weiter abgekühlt. Das zeigen die Meldungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und zu den Erwartungen für die kommenden Monate. Angesichts deutlich schwächerer Lageeinschätzungen in zwei Kernbranchen der Saarindustrie – dem Fahrzeugbau und dem Maschinenbau – gab der IHK-Lageindikator um 2,4 Punkte gegenüber dem Vormonat nach. Mit nunmehr 36,3 Zählern liegt er aber noch immer leicht über seinem langjährigen Durchschnitt. Schwächer zeigen sich auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate. Der IHK-Erwartungsindikator fiel um 2,9 Punkte auf minus 3,4 Zähler und hat sich damit inzwischen deutlich von seinem Höchststand im April dieses Jahres (11,1 Punkte) entfernt. Ursächlich für den erneuten Rücksetzer sind zunehmende Unsicherheiten im Dienstleistungsgewerbe, insbesondere die Sorge vor einem möglichen Teil-Lockdown infolge einer Zuspitzung der pandemischen Lage. „Die Konjunkturampel ist auf Gelb gesprungen. Die Meldungen der Unternehmen signalisieren, dass die Saarkonjunktur im Verlauf des Winterhalbjahres aller Voraussicht nach nicht den nötigen Rückenwind bekommen wird, den es aber dringend braucht, damit die Wirtschaftsleistung zügig zum Vor-Corona-Niveau aufschließen kann. Während Teile der Industrie weiterhin von Lieferengpässen bei wichtigen Vorprodukten gebremst werden, ist nun auch noch zu befürchten, dass das Dienstleistungsgewerbe erheblich von den Maßnahmen zur Eindämmung der vierten Corona-Welle getroffen wird. Um dies zu verhindern, muss die Politik rasch die Schlagzahl beim erneuten Hochlauf der Impf- und Testzentren erhöhen und einen abermaligen Lockdown mit allen Mitteln verhindern.“ So kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé die Ergebnisse der November-Umfrage der IHK Saarland, an der sich rund 300 Unternehmen mit gut 100.000 Beschäftigten beteiligen.

Insgesamt bewerten derzeit 48 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut, 40 Prozent mit schlecht und nur zwölf Prozent mit schlecht. Gut laufen die Geschäfte vor allem in der Elektroindustrie, in der Keramikindustrie und in der Stahlindustrie. Überwiegend befriedigend ist die Lage im Ernährungsgewerbe, im Stahlbau, in der Medizintechnik und in der Bauwirtschaft. Deutlich angespannter ist die Lage in der Automobilwirtschaft, im Maschinenbau sowie in der Gummi- und Kunststoffindustrie, die nach wie vor besonders unter Materialengpässen und Preissteigerungen für Rohstoffe und Vorprodukte leiden. Über alle Industriebranchen gerechnet sind die kumulierten Umsätze in den ersten sieben Monaten um 13,9 Prozent gestiegen (Bund: 12,2 Prozent).

Im Dienstleistungsgewerbe berichten 89 Prozent der befragten Unternehmen über gute oder befriedigende Geschäfte. Gute bis sehr gute Geschäfte vermeldet die IT-Branche. Bei den Banken und Versicherungen, im Verkehrsgewerbe sowie in Teilen des Handels ist die Lage überwiegend befriedigend. „Deutlich angespannter ist dagegen die Situation in der Hotellerie, die nach dem Ende der relativ starken Tourismus-Saison über die Sommermonate nun das nach wie vor schwache Geschäftsreisesegment verkraften muss“, so Thomé.

Die Wachstumskräfte stärken!
Die konjunkturellen Auftriebskräfte dürften über die Wintermonate weiter an Schwung verlieren. Angesichts nochmals gestiegener Geschäftsrisiken zeigen sich die Unternehmen deutlich weniger zuversichtlich, als dies noch im dritten Quartal der Fall gewesen war. Acht Prozent der Betriebe rechnen mit besseren, 81 Prozent mit gleichbleibenden und elf Prozent mit schlechteren Geschäften. Mehr Besser- als Schlechtermeldungen kommen im industriellen Sektor inzwischen nur noch aus dem Maschinenbau. Auch im Dienstleistungsgewerbe überwiegt inzwischen die Skepsis. „Die Wirtschaft benötigt jetzt rasch einen realwirtschaftlichen Stimulus. Die Stichworte dazu lauten: Mehr Anreize für private Investitionen, die Verbesserung der Abschreibungsmöglichkeiten, die Vereinfachung der Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie die vollständige Abschaffung der EEG-Umlage im Laufe des nächsten Jahres“, so Thomé.

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