Düstere Aussichten für Defined Benefit in Europa – große Kohorten erreichen Rentenalter

  • Alternde Gesellschaften, strenge Regulierung, steigende Inflation und sinkende Zinssätze ergeben einen toxischen Mix und machen leistungsorientierte Renten schwer finanzierbar.
  • Schnell fällige Verbindlichkeiten vereiteln für die meisten Pensionspläne die bevorzugte Option eines Versicherungs-Buy-outs.
  • Sie sind zu einem heiklen Balanceakt zwischen Erhöhung des Risikos zur Schließung ihrer Finanzierungsdefizite, der Erhaltung ihrer Kapitalbasis und der Erwirtschaftung eines angemessenen Cashflows gezwungen.  
  • In dem Maße, wie ESG in die Kernportfolios von Pensionsplänen vordringt, fordern Pensionspläne belastbare Belege für die Wirkungen ihrer Investitionen.

Die globalen Aktienmärkte haben mit ihre Allzeithochs ausgestetet. Für die meisten leistungsorientierten Pensionspläne (Defined Benefit) sieht es hingegen schlecht aus, wie eine aktuelle Studie zeigt, die CREATE-Research und Amundi, der größte europäische Vermögensverwalter heute veröffentlicht haben.

An der Umfrage nahmen 152 DB-Pensionskassen aus 17 europäischen Pensionsmärkten des öffentlichen und privaten Sektors teil, die zusammen ein Vermögen von 2,1 Billionen Euro verwalten. Sie gibt Aufschluss darüber, wie Pensionspläne weltweit einander widersprechende Prioritäten in Einklang bringen müssen, während die Vermögenswerte sich weit von der Realität abgekoppelt haben.

Leistungsorientierte Pensionspläne befinden sich in einer Zwickmühle: Sie können es sich nicht leisten, bei anhaltenden Defiziten in einem auslaufenden Plan Risiken einzugehen, aber sie können auch keine Defizite abbauen, ohne Risiken einzugehen. Der dramatische Rückgang der Zinssätze in den letzten zehn Jahren hat die Situation noch verschlimmert.

Die Covid-Pandemie hat das Problem zusätzlich verschärft. Fast die Hälfte der Befragten (48 %) geben an, die längerfristige finanzielle Stabilität ihrer Pläne habe gelitten – nur sechs % berichten von positiven Entwicklungen. Auch die Auswirkungen auf die Finanzierungsquoten und den regelmäßigen Cashflow sind per netto negativ. Daher erwarten 60 % der Befragten, dass sie ihre Mitglieder von leistungs- auf beitragsorientierte Pläne (Defined Contritution) umstellen werden.

Der Goldstandard des “End Games” ist unerreichbar

Leistungsorientierte Pensionspläne im privaten Sektor haben erhalten den Aufsichtsbehörden die Auflage, im Rahmen des so genannten “End Games” verschiedene Optionen umsetzen. Dazu müssen sie darlegen, wie sie ihren Pensionsverpflichtungen nachkommen wollen, wenn in diesem Jahrzehnt immer größere Kohorten von Nachkriegs-Babyboomern das Pensionsalter erreichen.

Nach den derzeitigen Berechnungen sind die Pensionspläne gezwungen, sich auf zwei Optionen zu verlassen. Die erste ist der Run-off – eine sehr sichere Finanzierung, die die Zahlung der Renten bis zum Ausscheiden des letzten Mitglieds ermöglicht (41 % der Befragten). Die zweite Option ist die Autarkie (30 % der Befragten) – eine Finanzierungsposition, die es dem Pensionsplan voraussichtlich erspart, seine Geldgeber um zusätzliche Beiträge bitten zu müssen, und die ihm den erforderlichen Cashflow für die Auszahlung der Begünstigten ermöglicht. Mit beiden Optionen strebt ein Pensionsplan an, seine Verbindlichkeiten auf Basis der eigenen Bilanz zu erfüllen, ohne sich darauf zu verlassen, dass sein Träger weiterhin alle Rentenrisiken trägt. Nur 38 % der Pläne haben einen Finanzierungsstatus, der dies ermöglicht.

Nullzinsen gefährden die zwei bevorzugten, versicherungsbasierten Lösungen, die weithin als der Goldstandard des End Game angesehen werden. Dabei geht es darum, die Pensionsverpflichtungen ganz oder teilweise an einen externen Versicherer abzutreten. Diese Optionen stehen nur 25 % der Befragten offen.

Einem Umfrageteilnehmer zufolge „ist Autarkie nicht unsere erste Wahl, sondern unsere einzige. Niedrige Zinsen unterstützen die wirtschaftliche Wiederbelebung, aber sie haben Renten unbezahlbar gemacht.“

Professor Amin Rajan, Projektleiter bei CREATE-Research: Je weiter die Zinsen sanken, desto schneller steigen die Verbindlichkeiten der Pensionspläne. Steigende Zinssätze werden nicht ausreichen, um diese Spirale umzukehren. Pensionspläne werden weitaus höhere Renditen auf ihre Vermögenswerte benötigen – oder neue Finanzspritzen vonseiten ihrer Geldgeber.

Cashflow-Matching und Inflationsschutz begünstigen Sachwerte 

Da versicherungsbasierte Lösungen unerreichbar sind, müssen Pensionspläne innovativere Ansätze bei der Vermögensallokation verfolgen und ein Gleichgewicht zwischen drei einander widersprechenden Zielen herstellen: Rendite zur Verbesserung des Deckungsgrads, Verringerung des Risikos im Verhältnis zu den Verbindlichkeiten und steigende Cashflows, da immer mehr Mitglieder in Rente gehen. Dazu müssen sie ihre Portfolios in drei Bereiche unterteilen: renditeorientierte Anlagen, Hedging-Anlagen und Cross-over-Anlagen.

Zu den renditeorientierten Anlagen gehören in der Regel Aktien. Die Spitzenreiter unter ihnen sind globale Aktien (von 63 % der Befragten genannt), Schwellenländer-Aktien (57 %) und europäische Aktien (43 %). Für das Hedging werden festverzinsliche europäische und Schwellenländer-Anlagen gegenüber US-Anlagen bevorzugt, die als zu teuer angesehen werden.  

Cross-over-Anlagen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Ihre aktienähnlichen Renditen und anleiheähnlichen Merkmale sollen Kapitalzuwächse zur Schließung von Plandefiziten, regelmäßige Erträge für Rentenauszahlungen und Inflationsschutz zur Finanzierung der Leistungsindexierung bieten. Zu den bevorzugten Anlageklassen gehören Infrastruktur (59 %), Immobilien (56 %) und Private Equity (48 %). 

Pascal Blanqué, Group Chief Investment Officer bei Amundi, kommentiert: Heute variieren Renditen und Korrelationen von Anlageklassen über Zeit. Der Einstieg in riskante Anlagen ist für einige Pläne nicht die beste, aber leider die einzige Option. So sollte das End Game nicht ablaufen.

Manager werden in der turbulenten Welt nach der Pandemie nach differenzierteren Kriterien ausgewählt

Da die Vermögensallokation im End Game komplexer geworden ist, werden die Kriterien für die Auswahl externer Manager vielfältiger und lassen sich in drei Cluster einteilen.

Der erste konzentriert sich auf ESG und breites thematisches Fachwissen. Die Umfrageteilnehmer nennen die Fähigkeit zur Integration von ESG (76 %) und thematische Investitionen im Allgemeinen (50 %) als wichtige Fähigkeiten, die bei der Vergabe neuer Mandate berücksichtigt werden.

Der zweite Cluster konzentriert sich auf Fähigkeiten im Zusammenhang mit den End-Game-Ergebnissen (63 %) sowie auf ein tiefes Verständnis von passivseitigen Investitionen und Bilanzmanagement (52 %).

Der letzte Cluster zielt darauf ab, sich in einem Umfeld zu behaupten, in dem sich die Bewertungen von Vermögenswerten auf einem Allzeithoch befinden und die Liquidität im Handumdrehen austrocknen kann. Dies erfordert laut 49 % der Befragten einen Vorsprung beim Liquiditätsmanagement in Zeiten hoher Volatilität, ein tiefes Verständnis der Renditetreiber, während Zentralbankmaßnahmen die Märkte verzerren (49 %), und einen Vorsprung bei der taktischen Vermögensallokation als Reaktion auf zeitlich variierende Korrelationen zwischen den Anlageklassen (44 %).

Erste Erkenntnisse über ESG-Investitionen sind ermutigend

Die Pandemie hat Einkommensunterschiede und soziale Ungleichheiten deutlich gemacht und eine Botschaft klar vor Augen geführt: Nachhaltige Volkswirtschaften, die gute Investitionserträge liefern, brauchen nachhaltige Gesellschaften.

Die Entwicklung der ESG-Allokationen seit dem Markteinbruch im März 2020 war so ermutigend, dass 76 % der befragten Rentenanleger ihre Allokationen erhöhen wollen. Fast zwei Drittel (59 %) werden in den nächsten drei Jahren ihre Allokationen speziell für die soziale Säule erhöhen.

Während 67 % der Befragten als primäres Ziel ihrer ESG-Investitionen eine gute risikobereinigte langfristige Rendite nennen, wollen sie auch einen greifbaren Beweis dafür sehen, dass ihre Allokationen sinnvolle und wesentliche Wirkungen vor Ort erzielen. Einem Befragten zufolge „geht es bei Stewardship darum, greifbare Erfolge zu erzielen. Daher brauchen wir eine klare Sichtlinie zwischen unseren Investitionen einerseits und ihren Auswirkungen im wirklichen Leben andererseits.“

Über die Amundi Deutschland GmbH

Amundi, der führende europäische Vermögensverwalter und einer der Top 10 Global Player[1] bietet seinen 100 Millionen Kunden – Privatanlegern, Institutionen und Unternehmen – ein umfassendes Angebot an aktiven und passiven Spar- und Anlagelösungen, in herkömmlichen Vermögenswerten oder in Sachwerten.

Mit seinen sechs internationalen Investmentzentren[2], den Researchkapazitäten im finanziellen und nichtfinanziellen Bereich sowie dem langjährigen Bekenntnis zu verantwortungsvollem Investieren ist Amundi einer der wichtigsten Akteure im Asset Management.

Die Kunden von Amundi profitieren von der Expertise und der Beratung von 4.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in über 35 Ländern. Amundi, eine Tochtergesellschaft der Crédit Agricole Gruppe, ist börsennotiert und betreut aktuell ein verwaltetes Vermögen von rund 1 800 Milliarden Euro[3].

[1] Quelle: IPE "Top 500 Asset Managers", veröffentlicht Juni 2021 auf der Grundlage der verwalteten Vermögen zum 31.12.2020
[2] Boston, Dublin, London, Mailand, Paris und Tokio
[3] Zahlen Amundi zum 30.09.2021
[4] Zahlen Amundi Deutschland GmbH 30.09.2021

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