Im Team lernen: Ausbildungstraining im Flugsimulator

Immer öfter bleiben Stellen unbesetzt, nahezu jede vierte Ausbildung in der Region Hannover wird abgebrochen. Gründe dafür liegen nicht allein an der Akquise und Auswahl von Auszubildenden oder am fehlenden Fachwissen, sondern oft auch an betrieblichen und sozialen Rahmenbedingungen: Die Kommunikation zwischen Ausbilder und Azubi fehlt, Vorgaben und Absprachen werden fehlinterpretiert, die Feedbackkultur funktioniert nicht oder fehlt ganz. Die Folge: Unzufriedenheit – nicht nur auf Seiten des Azubis, sondern auch auf der Seite des Ausbilders und des Unternehmens. Das Projekt „Prepare for Take Off“ setzt genau da an, wie Ulf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der Region Hannover, erläutert: „Im Wettbewerb um Auszubildende müssen Unternehmen heute neue Wege gehen. Wenn die Kommunikation zwischen Betrieb und Auszubildenden nicht gut funktioniert, werfen viele Auszubildende das Handtuch. Unser Ziel ist es, das Vertrauen zwischen Unternehmen und Auszubildenden herzustellen, die Teamarbeit zu stärken und die Abbruchquote zu senken.“

Für das Projekt „Prepare for Take Off“ dient die Luftfahrtbranche als Vorbild: Hier agieren alle Beteiligten nach klaren Kommunikationsregeln – und auch täglich wechselnden Crews gelingt die Zusammenarbeit aus dem Effeff. „Um optimal arbeiten zu können, müssen die Crewmitglieder sich im Cockpit stets aufeinander einlassen und verlassen. Wenn es klare Regeln in der Kommunikation gibt, gibt es weniger Missverständnisse, weniger Reibereien untereinander und damit auch weniger Fehler und Stress“, sagt Horst Sobisch, Geschäftsführer der Firma „Sim&Learn“.

Zum wiederholten Mal wird Sim&Learn als Projektpartner für die Wirtschaftsförderung der Region Hannover aktiv: Die vorigen Projekte sprachen gezielt Auszubildende an mit dem Ziel, soziale Kompetenzen wie Team-, Kommunikations- und Kritikfähigkeit, Konzentration und Selbstbewusstsein zu fördern und die Zusammenarbeit mit Ausbildern und Ausbilderinnen zu verbessern. Der Erfolg war groß und weitere Unternehmen wurden auf das Projekt aufmerksam. Auch in der aktuellen Runde, die unter dem Titel „Prepare for Take Off“ läuft, steigen Ausbilderinnen und Ausbilder wieder gemeinsam mit ihren Azubis in den Flugsimulator. „Für beide ist die Situation völlig neu. Auch der Ausbilder hat keinen Wissensvorsprung gegenüber dem Auszubildenden – das ist für das Miteinander und die Kooperationsbereitschaft beider Seiten ein großer Vorteil“, sagt Dr. Viktor Oubaid, Luftfahrpsychologe und Experte für Personalgewinnung und -bindung.

Das neue Projekt setzt nun einen Schritt früher an und unterstützt Unternehmen bereits rund um das Employer Marketing und die Personalauswahl, um so auch Bewerberinnen und Bewerber zu erreichen, die das Unternehmen bislang nicht im Blick hatte. Es geht darum, das Profil und die Potenziale von Auszubildenden noch genauer kennen zu lernen als das über ein klassisches Bewerbungsverfahren möglich wäre.

Neben einer guten Personalauswahl geht es aber auch darum, die Auszubildenden langfristig an das Unternehmen zu binden und dafür  neue Wege der Gesprächskultur zu finden: Wie sehen strukturierte Übergaben aus? Was unterscheidet ein Feedback von einem Bewertungsgespräch? Wie lerne ich, Fehler von anderen, vielleicht sogar vom Vorgesetzten, anzusprechen? Dabei verbessert sich nicht nur die Kommunikation untereinander, auch das Team geht mit gestärktem Vertrauen zueinander zurück an den Arbeitsplatz. Die Trainings sind in vier Module geteilt: ein Modul für die Ausbilderinnen und Ausbilder der Unternehmen, zwei Module für die Azubis und im Anschluss ein gemeinsames Modul.

Sarah Mehner, Ausbildungsleiterin bei der Hannoverschen Firma DB Schenker, ist vom Projekt überzeugt: „Es ist heute unverzichtbar, im Austausch mit den jungen Leuten zu bleiben und auf einer Augenhöhe mit ihnen zu kommunizieren“, so Mehner. „Um damit einen langfristigen Erfolg zu haben, ist es wichtig, dass wir kontinuierlich und nachhaltig alle Beteiligten schulen. Der Simulator ist dafür ein tolles didaktisches Instrument.“ Auch die Auszubildende Miracle Forson, hat das Projekt überzeugt, wie sie berichtet: „Ich habe durch das Projekt  gelernt, dass Kommunikation das A und O in jedem Beruf ist. Feedback zu geben und zu bekommen, stärkt das gegenseitige Verständnis, hilft dabei, Vertrauen aufzubauen und verbessert das Arbeitsergebnis.“

„In Deutschland sucht das Projekt seinesgleichen: Es ist wirklich einzigartig“, sagt Horst Sobisch. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Region Hannover möchte er gerne noch weitere Unternehmen für das Projekt gewinnen. Zur Hälfte wird die Teilnahme von der Wirtschaftsförderung der Region Hannover finanziert, die andere Hälfte zahlen die teilnehmenden Unternehmen.

Interessierte Unternehmen können sich bei Leena Wilke melden (Tel. (0511) 616 23432, E-Mail: leena.wilke@region-hannover.de) oder sich im Internet informieren: www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de.

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