Auswirkungen der US-Wahlen auf Wirtschaft und Märkte

Von Didier Borowski, Head of Global Views, Marco Perondini, Head of Equities, Christine Todd, Head of Fixed Income und Paresh Upadhyaya, Director Currency Strategy

Mögliches Wahlergebnis

In den nationalen Umfragen lag Joe Biden seit Jahresbeginn auffallend konstant vor Donald Trump, nach unserer Zusammenfassung der Umfragen ist sein Vorsprung allerdings von 10,4% im Juni auf aktuell 7,6% geschrumpft.1) In Wirklichkeit dürfte das Rennen sehr viel enger sein, wir sehen Biden lediglich eine Nasenspitze vorn. Der Wahlausgang ist aus verschiedenen Gründen unberechenbar: Einerseits führt Biden die nationalen Umfragen an, in den Swing States liegt sein Vorsprung jedoch bei nur 3,9% und in vielen Staaten innerhalb der Fehlergrenze.1)Die Wahl dürfte in wenigen „Swing States“ entschieden werden, etwa in Arizona, Florida, Georgia, Michigan, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin. Auch auf die Wahlbeteiligung kommt es an. Wir erwarten einen Rekord sowohl bei der Wahlbeteiligung als auch bei der Briefwahl. Die Zustimmung unter der US-Bevölkerung für Trump liegt nach unseren Zahlen insgesamt bei -9,6%, in seiner Wirtschaftspolitik kommt der amtierende Präsident jedoch auf +4,0%.1) Sollte die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen, könnte dieser Wert Trump durchaus helfen.

Die Wahlkampfthemen

Trump konzentriert sich in seiner Kampagne auf drei Kernthemen: Recht und Ordnung, China und Bidens Regierungsfähigkeit. Biden macht Wahlkampf mit Wirtschaftspolitik („Build Back Better“), dem öffentlichen Gesundheitswesen, Antirassismus und Moral. Er will ein weiteres Konjunkturpaket auflegen, um die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abzufedern. Außerdem plant er größere Infrastrukturinvestitionen, setzt sich für eine abgewandelte Version des „Green New Deal“ ein, also Konzepten zum ökologischen Umbau der Industriegesellschaft, und will Obamacare (Reform des Gesundheitssystems) und die Reform verschreibungspflichtiger Medikamente vorantreiben. Beide Kandidaten werden sich mit dem langfristigen Problem der wachsenden Ungleichheit auseinandersetzen müssen.

Konsequenzen für Anleger

Wegen des erneuten Doppeldefizits, rasant steigender Staatsschulden und der langfristigen (Fast-)Nullzinspolitik der US-Notenbank Fed erwarten wir mittelfristig einen schwachen Dollar. Sollten Trumps Siegchancen steigen, könnte der US-Dollar kurzfristig aufwerten, da die Märkte in diesem Fall wachsende Handelsspannungen und geopolitische Unsicherheit befürchten müssten. In jedem Fall erwarten wir unmittelbar vor den Wahlen steigende Volatilität, das größte Risiko für die Märkte geht kurzfristig von einem unklaren Wahlergebnis aus. Einzelne Marktsegmente könnten unterschiedlich auf einen Wahlsieger Trump oder Biden reagieren. Große Technologieunternehmen, Finanzinstitute, Rüstungskonzerne und die Hersteller fossiler Brennstoffe würden von einem Wahlsieg Trumps profitieren, erneuerbare Energien und infrastrukturnahe Sektoren dagegen von einem Präsidenten Biden. ESG-Strategien – also Investmentstrategien, die Umwelt (Ecology), Soziales (Social) und eine verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) berücksichtigen, dürften in beiden Szenarien an Bedeutung gewinnen: Anleger fordern von Unternehmen zunehmend höhere Berichts- und ESG-Standards und investieren verstärkt in ESG-Aktienfonds – auch in den USA und trotz Trumps Rolle rückwärts. Selbst bei einer Wiederwahl Trumps würde das Thema weiter Fahrt aufnehmen, wenn auch langsamer als unter einem demokratischen Präsidenten.

Internationale Beziehungen

Die Beziehungen zwischen den USA und China dürften sich nicht nur wegen dem andauernden Technologiekrieg, dem Kapitalkrieg gegen ausländische Beteiligung und der Renationalisierung globaler Lieferketten als schwierig erweisen. Die Lage in Hongkong könnte auch US-Sanktionen gegen chinesische Banken und den Ausschluss Chinas aus dem Dollarsystem nach sich ziehen. Das Phase 1-Handelsabkommen scheint aktuell auf Eis zu liegen, mit einem Phase 2-Abkommen rechnet kaum jemand. Versehentliche Konfrontationen im Südchinesischen Meer oder in der Meerenge von Taiwan könnten die Situation an einen Punkt bringen, an dem es kein Zurück mehr gibt. Auch die Beziehungen zwischen den USA und der EU haben sich unter Trump deutlich verschlechtert. Ein Präsident Biden würde wahrscheinlich wieder ein etwas freundschaftlicheres Verhältnis zur EU suchen, bei einer Wiederwahl Trumps sind dagegen weitere Handelsbarrieren denkbar.

1) Die Zahlen der Umfrageergebnisse sind Amundi-intern berechnete Durchschnittswerte mit Stand 23.09.2020.  

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