Prämiertes und Urban Art

Design war einst elitär und suggerierte Alleinstellungsmerkmale. Die Evolution der Kunststoffe revolutioniert den Designbegriff im Zeitraffertempo, zumindest im Alltag: ausgefeiltes Produktdesign avanciert von der Kür zur Pflicht. Das Plastics InnoCentre in Horb greift dieses Trend-Thema auf und widmet den Gewinnern des renommierten Pro-K-Awards eine Sonderschau, samt einer fulminanten Vernissage.

Der pro-K-Award steht für Design, Innovation und Funktionalität, setzt die Vorteile von Kunststoffprodukten in Szene und wird alljährlich im Juli in Frankfurt verliehen. In elf Kategorien können Unternehmen ihre Produktneuheiten einreichen, von Bürobedarf, über Lager- und Transportsysteme, bis hin zu Oberflächensystemen. Die prämierten Modelle der aktuellen Ausgabe des Wettbewerbs sind aktuell im Plastics InnoCentre im Horber Innovationspark zu sehen. "Kunststoffdesign trifft Wissenschaft und Life-Spraying-Art" war der Titel der offiziellen Ausstellungseröffnung und Ralf Olsen vom pro-K, dem Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e.V., erklärte dem interessierten Publikum die Intention des Wettbewerbs: "Wir wollen die Verbraucher aufklären, dass Kunststoff ein höchst spannendes Material ist". Ein Blick in die Ausstellungsräume gibt ihm recht. Olsen und sein Verband verfolgen mehrere Ziele mit dem Wettbewerb: Eine Lanze brechen für einen innovativen Werkstoff ist eines, ein anders deren Produzenten ins Lampenlicht stellen. "Wir haben viele hochinnovative Unternehmen im Kunststoffbereich, die gute Produkte herstellen – und kaum jemand redet darüber". Exakt diesen Ansatz des pro-K-Verbandes, nämlich innovatives Branchenmarketing gepaart mit einem attraktiven Veranstaltungskonzept, verfolgt das Plastics InnoCentre. "Deshalb freuen wir uns auch, diese Ausstellung in unseren Räumen präsentieren zu können", ergänzt Udo Eckloff, Projektleiter des Plastics InnoCentre beim Rundgang. 

Was exakt zeichnet ein gutes Produkt aus, zumindest aus der Perspektive eines designgeschulten Auges? Diesen Part griff Prof. Thomas Gerlach von der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim im Plastics InnoCentre auf. Gerlach, der einst schon für Steve Jobs den ersten Apple-Rechner im damals extrem trendigen Eierschalengelb mitgestaltet hatte, legte den Fokus bewusst auf die kommunikative Komponente modernen Designs. Gerlachs Ansatz ist ebenso einfach wie wirksam: Wertigkeit vermitteln. "Recycling war gestern, heute sind clever gestaltete Produkte ein Teil des Systems und deren Wiederverwertung der Schlüssel zum Erfolg", erklärt der Design-Profi der Hochschule Pforzheim.

Design ist ambivalent, streitbar und kennt viele Ausdrucksformen. Bei dem Begriff Design im Horber Innovationspark auf dem Hohenberg kommt man an Matthias Bartl, alias „mad matze b.art.l“, nicht vorbei. Der Urban Art Performer fügt sich nahtlos in das Programm. Matze residiert einige Stufen über dem Plastics InnoCentre und definiert den Designbegriff auf seine höchst eigene Art und Weise, nämlich poppig und bunt. Bartl richtet die Dose auf alles was Farbe verträgt. Er schabloniert, kaschiert oder drapiert auch mal Ausgedientes, um es mit reichlich Lack für eine halbe Ewigkeit zu fixieren. Design ist für ihn eine Frage des richtigen Augenblicks, eine Idee, ein Handgriff, jedenfalls alles andere als ein langwieriger Prozess. Eigens für das Publikum des Plastics InnoCentre griff Bartl zur Dose, um ein begonnenes Werk zu vollenden. Große Schablonen, viel Farbe und gekonnte Handgriffe sind sein Garant für Kreatives. Und Kreatives hat seinen Preis: Das letzte Highlight des Tages war die Versteigerung seines Werkes in den Räumen des Plastics InnoCentre.

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