Laut Gartner entwickeln bereits 41 Prozent der Non-IT-Mitarbeiter innerhalb Unternehmen eigene Business Applikationen. Bis 2023 wird prognostiziert, dass die Zahl solcher sogenannter Citizen Developer die der professionellen Softwareentwickler in großen Unternehmen um den Faktor 4 übertreffen. Auch Forrester geht davon aus, dass sich die Low- Code-Plattformen etablieren und es auch für Non-IT-Anwender einfacher wird, eigene digitale Helfer in Form von Softwareanwendungen zu erstellen.
Warum Komplexität in bestehenden Softwareentwicklungsverfahren viele Gefahren für Unternehmen birgt
Vor allem bei der Tatsache, dass Low-Code-Plattformen dem Anwender die Möglichkeit geben, einfache mit Drag and Drop zu bedienende Masken zu erstellen, ist es entscheidend auch hier die Komplexität der Entwicklung zu beschränken. Selbstverständlich stellt sich dann die Frage; warum sollte die Komplexität der Entwicklung eingeschränkt werden? Die Antwort hierauf muss differenziert betrachtet werden. Jedem Unternehmen muss klar sein, dass durch die Möglichkeit, dass nahezu jeder auch Business Apps erstellen kann, hier transitive Abhängigkeiten zu Mitarbeitern entstehen. Je komplexer diese Business Applikationen sind und je schwieriger das Ergebnis nachzuvollziehen ist, desto größer ist die Gefahr, dass hier ein Expertenwissen entstanden ist, welches nicht so einfach von anderen Mitarbeitern adaptiert werden kann.
Ein Klassiker für verlorenes Expertenwissen als Beispiel aus der Praxis
Ein Beispiel aus der Praxis, zwar nicht mit einer Low-Code-Plattform aber mit Excel, soll diese These nochmals bestärken. Ein Mitarbeiter mit großem Know How in einem bestimmten Detailbereich entwickelt ein Excel Sheet mit dem komplexe Fahrplan Varianten erstellt werden können. Durch Formeln sowie durch mathematische Rekursionen können Simulationen von Fahrplanänderungen durchgeführt werden. Zunächst verwendet nur der Ersteller dieser Excel Anwendung sein Datasheet. Da diese Funktionen aber auch bei anderen Kollegen Anklang finden, wird das EXCEL Sheet fortan von allen Kollegen der Abteilung verwendet. Erweiterungen werden aufgenommen und das Sheet wird mit der Zeit immer komplexer. Da zusätzlich auch VBA Code verwendet wird, entsteht ein Expertenwissen, das nur einer einzigen Person zugänglich ist. Eine derartige Situation kann sehr lange gut gehen und solche „Miniapplikationen“ etablieren sich sehr schnell als tägliche, nicht mehr weg zu denkende, Helfer. Aber was passiert, wenn der Mitarbeiter das Unternehmen verlässt und es keine ausreichende Dokumentation gibt? Es entsteht ein Informationsvakuum, das so einfach nicht zu schließen ist. Das Sheet funktioniert zwar auch noch nach dem Ausscheiden des Mitarbeiters, aber durch die Komplexität der Formeln und des Codes kann das Sheet nicht so einfach von anderen Mitarbeitern weiterentwickelt werden. Das hat zur Konsequenz, dass die Funktionalität entweder wieder in Excel oder in einer anderen Art der Entwicklung neu entwickelt werden muss.
Mit Citizen Development komplexe Lösungen auf mehrere Wissensträger verteilen
Das Beispiel mit der Excel Anwendung ist 1:1 portierbar auf nahezu jedes andere Entwicklungswerkzeug. Citizen Development Anwendungen sollten so funktional eingeschränkt werden, dass man eine Aufgabenstellung im Unternehmen digital lösen kann, aber die Anwendung einfach lesbar und nachvollziehbar ist. Komplexe Lösungen führen zu komplexem Wissen, welches dann entweder eingeschränkt werden muss oder zumindest auf mehrere Wissensträger verteilt werden sollte.
Citizen Development Plattformen sollten einfache Oberflächen zur Verfügung stellen, um Datenobjekte zu generieren, Formulare zu erstellen und ein umfangreiches Reporting zu ermöglichen. Auch das Erstellen von Workflows sollte mit den Lösungen einfach zu realisieren sein.
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